Stadtwanderweg KS-Ost

Der Rundweg führt durch die Stadtteile Unterneustadt, Waldau, Forstfeld und Bettenhausen. Seinen Reiz erhält er durch die spannende Abfolge von Wohnsiedlungen, beschaulichen Ortskernen, alten und neuen Industriebauten sowie Naherholungs­gebieten. Hier begleitet uns Stadtentwicklung von gestern und heute auf Schritt und Tritt.

KS-Ost ist der vierte Stadtwanderweg. Der Rundweg startet am Unterneustädter Kirchplatz in Richtung der „neuen“ Unterneustadt. Entlang der Fulda, des Bugasees und des Wahlebachs  erreichen Sie Waldau. Hier liegen Wohnungsbau der 1960er Jahre und dörfliche Fachwerkgebäude ganz nah beieinander. Das Forstfeld ist geprägt durch seine vielen Siedlungen, die vor allem für die Arbeiter und Angestellten der nahegelegenen Industrieunternehmen erbaut wurden. Nach Querung der Leipziger Straße führt der Weg entlang der Losse, bevor er zum Eichwald abbiegt. Durch beschauliche Siedlungen geht es zurück an der Losse in den alten Teil von Bettenhausen. Hier ist der Wechsel von alt und neu, Wohnen und Arbeiten, Industrie und Natur besonders ausgeprägt. Über die Losse kommen Sie zurück in die Unterneustadt, am Hafen vorbei und durch den „Park an der Schleuse“ erreichen Sie den Ausgangspunkt.

Unterwegs finden Sie Tafeln mit Informationen über die Stadtteile. Außerdem ist ein Flyer mit der Wanderroute und Wissenswertem entlang dem Weg erschienen. Sie erhalten ihn beim Hessisch-Waldeckischer Gebirgsverein Kassel e. V. oder hier als PDF-Datei zum Download: Flyer Stadtwanderweg KS-Ost.

Der gesamte Wanderweg wurde in beiden Richtungen markiert, so dass jeder die Strecke in eigener Regie erwandern kann. Der rund 26 km lange Stadtwanderweg KS-Ost lässt sich an vielen Stellen mit ÖPNV-Anschluss sehr gut unterteilen.
Für die perfekte Orientierung unterwegs finden Sie hier die GPX-Datei zum Download: Stadtwanderweg-KS-Ost.zip

Plan-Stadtwanderweg-KS-Ost
Wanderkarte mit Genehmigung der Stadt Kassel, Vermessung und Geoinformation, Nr. 2413.

Tipp: Die Internetseite „Erinnerungen im Netz – Erlebtes aus dem Kasseler Osten“

Diese Internetseite präsentiert umfangreiche historische Dokumente, Geschichten und Erlebtes aus und über den Kasseler Osten. Damit wird das wertvolle Wissen von Zeitzeugen erhalten und für jeden zugänglich. „EriN“ wird seit 2009 im Stadtteilzentrum Agathof e.V. von Senioren ehrenamtlich redaktionell gestaltet und vom Land Hessen gefördert: www.erinnerungen-im-netz.de

Stadtteil Unterneustadt

Anfang des 13. Jahrhunderts gründete Landgraf Heinrich I. am rechten Fuldaufer die „Neustadt“ als befestigten Brückenkopf. 1293 erhielt die Neustadt Stadtrechte mit eigenem Stadtrat, Bürgermeister, Schöffen und Gerichtsbarkeit mit Siegel. Mittelpunkt war der Marktplatz mit der Magdalenenkirche. 1376 schlossen sich die Altstadt, die Freiheit und die Neustadt aus Protest gegen die erhöhten Abgabenforderungen des Landgrafen Hermann II. zusammen. Nach Beilegung des Konflikts wurden die drei Städte 1378 zu einer vereint. Zur Unterscheidung von der 1688 gegründeten Oberneustadt wurde die bisherige Neustadt in „Unterneustadt“ umbenannt. Mit dem Bau der Wilhelmsbrücke 1794 musste die gesamte Straßenführung verändert werden. Die Magdalenkirche wurde abgerissen. Die Baulücke wurde zum „Holzmarkt“, über den die (heutige Leipziger) Straße zur neuen Brücke führte.

Unterneustädter Kirchplatz

Für die Erweiterung der Stadt erwiesen sich die alten Festungsmauern als hinderlich. Nach der Schleifung der Befestigungswerke 1782 entstand der große, ovale „Leipziger Platz“ anstatt der abgetragenen Wälle und aufgefüllten Gräben. Auf dem Leipziger Platz wurde 1808 die neue Unterneustädter Kirche gebaut. So erhielt er den Namen „Unterneustädter Kirchplatz“.

Die neue „Unterneustadt“ oder „Leben am Fluss“

Im Oktober 1943 wurde die Unterneustadt durch die Bombardierung Kassels völlig zerstört. In der entkernten Mitte befand sich bis Ende der 1990er Jahre ein großer Parkplatz, der auch als Messeplatz diente. Die erneute Bebauung des Platzes erfolgte ab 1997 als „kritische Rekonstruktion“ auf dem alten Stadtgrundriss. Dank der kleinteiligen Struktur und unterschiedlichen Nutzungen ist ein sehr lebendiges Quartier entstanden. Die moderne Architektur verbindet hier Geschichte und Zukunft. Für Fußgänger und Radfahrer verbindet die Walter-Lübcke-Brücke den Stadtteil seit 2000 mit der Innenstadt. Die nahegelegene Drahtbrücke entstand 1870 als von Stahlseilen gehaltener eisener Steg über die Fulda. Davor konnte man mit kleinen Fähren übersetzen, die ihren Betrieb im Winter jedoch einstellten.

Kurbad Jungborn

Das Kurbad Jungborn war ein Flussbad, dann ein öffentliches Reinigungsbad und später ein medizinisches Bad. Heute ist es Kollektiv-Café, Treffpunkt, Kultur- und Veranstaltungsort. Es beherbergt seit 2011 das kleine Kasseler Bademuseum. www.kurbad-jungborn.de

Das Blücherviertel

Die Ansiedlung von neuen Industriebetrieben und Behörden führte Ende des 19. Jahrhunderts zur Wohnungsnot. Der 1889 gegründete Beamten-Wohnungs-Verein hatte zum Ziel, bezahlbare und attraktive Wohnungen für Kasseler Beamte zu schaffen. 1892 begann der Verein, stadtnahe Mietshäuser am rechten Fuldaufer zu errichten. Im Blücherviertel wohnten viele Lehrer, was zum Spitznamen „Tintenviertel“ führte.

Das Hessendenkmal am Waldauer Fußweg

1809 wurden an etwas entfernter Stelle sechs Männer wegen ihres Widerstandes gegen das französische Besatzungsregime Jérôme Bonapartes erschossen. Seit 1863 erinnerte eine Steinplatte an sie. Die mittlerweile 3. Gedenktafel wurde 1937 an diesem neuen Ort errichtet.

Kleingärten

Die Ende der 1920er Jahre entstandenen Kleingartenvereine ermöglichten der Kasseler Stadtbevölkerung, jenseits ihrer beengten Wohnverhältnisse Obst und Gemüse anzupflanzen.

Auf dem Rückweg erreichen wir auf dem letzten Teil des Rundweg am Lossedelta wieder die Unterneustadt.

Lossedelta

Die renaturierte Losse fließt hier in einem verzweigten Delta in die Fulda. Dieser Bereich ist sowohl Hochwasserrückhalteraum wie auch eine ökologische Nische für Pflanzen und Tiere.

Hafen

Der Hafen wurde 1895 für den Gütertransport gebaut. Ein Bahngleis führte zum Bahnhof Bettenhausen. Durch den Ausbau der Fulda war die Schifffahrt von Kassel bis nach Bremen möglich. Mangelnde Auslastung führte 1977 zur Schließung. Seit 2001 ist der- Yachtclub Kassel Eigentümer des Areals. In einem der Speichergebäude befindet sich das „Museum Fuldaschifffahrt“. Es zeigt zahlreiche Modelle von historischen Schiffen u.v.m. www.fuldaschifffahrt.de

Schleuse

Die „Großschifffahrtsschleuse” entstand im Rahmen der Fuldaregulierung in den Jahren 1903 bis 1913. Sie ermöglichte die Schifffahrt bis zur Schlagd. Vom heutigen „Park an der Schleuse“ eröffnet sich die Aussicht auf Schleuse und Fulda.

Unterneustädter Mühle

Die Mühle wird im Jahr 1398 erstmalig urkundlich erwähnt. 1538 wurde sie abgerissen, aber schon 1545 wieder aufgebaut. Der endgültige Abriss stand 1912 mit der Fuldaregulierung an.

Haus der Jugend

Das Gebäude entstand 1381 als „Jägerhaus”. 1686 wurde es als Kaserne und Magazin umgebaut. Beim Brückenneubau 1789 bis 1794 wurde ein Teil abgerissen. Danach diente es als Gefängnis. Während der NS-Diktatur war es Volksspeise-Anstalt sowie Verwaltung der Hitlerjugend und des Bundes Deutscher Mädel. Im Krieg wurde das Gebäude zerstört, 1951 auf den Fundamenten nach historischer Vorlage wieder aufgebaut und als erstes Jugendhaus der Stadt Kassel eröffnet.

Gastronomie (Auswahl):


Stadtteil Waldau

Das 1293 erstmals urkundlich erwähnte Waldau war über Jahrhunderte eine kleine dörfliche Siedlung, die sich entlang der Kasseler Straße und Nürnberger Straße erstreckte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte mit der Industrialisierung in Deutschland auch ein Wandel der Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur in Waldau ein. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg veränderten den Ort nachhaltig.

Tipp: Informationstafeln in Waldau

Der Arbeitskreis „Waldauer Geschichte(n)“ hat an historisch interessanten Gebäuden Tafeln mit näheren Erklärungen angebracht. Viele werden durch diesen Stadtwanderweg erschlossen.

BUGA-Gelände

Mit der Bundesgartenschau 1981 wurden die Fuldaauen zu einem Naherholungsgebiet mit großem Auesee umgewandelt. Der nördliche Teil des Sees ist ein Landschaftsschutzgebiet, in dem sich Wasser­vögel wohlfühlen und in großer Zahl zu beobachten sind.

„Urbaner Waldgarten“

Zwischen dem Wahlebach und dem „Kleingartenverein zum Forstgelände“ entsteht seit 2022 ein Waldgarten mit Obst- und Nussbäumen, Beerensträuchern, Gemüse und Kräutern. Waldgärten fördern durch gemeinschaftliches Gärtnern das nachbarschaftliche Miteinander.

Wohnstadt Waldau

1963 fiel der Startschuss für die moderne, mit Fertigbauteilen errichtete Siedlung. Sie bot rund 2.000 Sozialwohnungen mit Bädern und Balkonen für meist junge Familien. Zwischen den Gebäuden ließen die Planer großzügige Abstände für Grün­flächen. Zu Beginn mangelte es an ausreichender Infrastruktur sowie Verbindungen ins Dorf und nach Kassel. Diese Mängel sind schon lange behoben. Auch die Freiflächen haben mit viel Grün, Mietergärten, Sitzplätzen, Treffpunkten und Spiel­plätzen an Aufenthaltsqualität gewonnen.

Zehntscheune

Die 1464 erbaute Zehntscheune diente zuerst als Abgabe­ort für den Zehnt, den die Waldauer Bauern dem Landesherrn zu leisten hatten. Im 16. Jahrhundert wurden dort Jagdgeräte aufbewahrt. Später wurden erneut Erntevorräte gelagert.
Im Zweiten Weltkrieg brannte ein Teil der Scheune ab. Heute ist nur die Hälfte des ursprünglichen Gebäudes erhalten. Die Zehntscheune wird von den Waldauer Vereinen und Verbänden oder von Privatpersonen für Feiern und Veranstaltungen genutzt. www.zehntscheune-waldau.de

Försterhof

Anfang des 15. Jahrhunderts existierte in Waldau ein fürst­licher Landsitz, den Landgraf Moritz 200 Jahre später zum Jagdschloss ausbauen wollte. Doch seine Pläne wurden nicht realisiert, und so verfiel das Gebäude. Auf den Resten errichtete man neue Gebäude für die damals veranstalteten großen Hofjagden. Davon ist heute nur noch der Försterhof erhalten.

Ev. Kirche

Schon zu Beginn des 11. Jahrhunderts dürfte ein Kirchengebäude existiert haben, an das heute noch ein Stein in der Kirchen­mauer erinnert. Das jetzige Kirchenschiff wurde 1740 auf dem Fundament der Vorgängerin von 1377 errichtet. Der rechteckige Turm ist der älteste Teil der heutigen Kirche.
Vom einstigen gotischen Schiff sind die Umrisse des Daches auf der Außenseite der Turmwand erhalten.

Der Fuhrmannsche Hof

Am einstigen Standort des Fuhrmannschen Hofes steht seit 1967 das Waldauer Gemeindehaus. Der Hof des Bauers Georg Fuhrmann war einer der größten Betriebe.

Dorfplatz und Kasseler Straße

Rund um die Kirche und entlang der Straßen befanden sich die großen Höfe der Waldauer Bauern. Unser Weg führt durch den alten Ortskern entlang der Kasseler Straße. Obwohl einige Fachwerkhäuser abgerissen wurden, ist der dörfliche Charakter, der durch ländliche Fachwerkarchitektur des 18. und 19. Jahr­hunderts geprägt ist, gut wahrnehmbar.

Bürgerhaus Waldau – „Alte Schule“

Das heutige Bürgerhaus wurde 1906 als Schulgebäude mit vier Klassenräumen eingeweiht, da das vorhergehende Schulgebäude in der Nürnberger Straße mit zwei Unterrichtsräumen zu klein war. 1936 und 1938 kamen vier weitere Räume hinzu. Um den steigenden Schülerzahlen der Wohnstadt Waldau gerecht zu werden, wurden 1975 eine neue Grundschule und eine Gesamtschule, die „Offenen Schule Waldau“, gebaut. Seit 1979 wird das Gebäude als Jugendzentrum und Bürgerhaus genutzt.
Die jetzige Grund­schule Waldau wird mit dem „Campus Waldau“ um weitere Bildungs- und Sozialeinrichtungen (Familienzentrum, Lernwerkstatt und Kindertagesstätte mit Krippe) ergänzt. Auch die „Offene Schule Waldau“ zieht in einen Neubau, in dem Unterrichtsräume, Freizeiträume, Stadtteilbibliothek und Jugendzentrum integriert werden.

Der Wahlebachpark

Der Park am Wahlebach bietet für Menschen jeden Alters eine Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten. Die sportlichen können Fußball, Tischtennis oder Boule spielen sowie den Pumptrack nutzen. Für Kinder ist er Spiel- und Erlebnisort.
Mit Liege-, Freizeit- und Blühwiesen, vielen Sitzmöglich­keiten sowie neuen Baumpflanzungen wird der Wahlebachpark eine der größten Grünanlagen Kassels werden.

Gastronomie (Auswahl):

Stadtteil Forstfeld

Das Gebiet zwischen Unterneustadt, Bettenhausen, Waldau und dem Lindenberg wurde 1294 als „Vorst“ beschrieben und diente als Hute, unter dessen lichten Eichenwäldern das Vieh gemästet wurde. Im 16. Jahrhundert wurde der Forst abgeholzt, um Angreifer besser erkennen zu können. Das Gelände wurde seitdem vom Militär als Übungsplatz genutzt. Erst 1906 konnte die Stadt Kassel dem Militär das Areal wieder abkaufen und hier eigene Pläne verfolgen. Ein eigenständiger Stadtteil ist Forstfeld erst seit 1958, davor war es ein Teil von Waldau. Seit 1997 gehört der Lindenberg zu Forstfeld.

Industrielle Erschließung

Die Industrialisierung beanspruchte Platz für neue Fabriken, Transportwege und Arbeiterwohnungen. Im Jahr 1877 wurde mit dem Bau der Bahnstrecke von Kassel nach Waldkappel begonnen. Die Söhrebahnstrecke nach Wellerode wurde 1912 eröffnet. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde auf dem „Forst“ – an der heutigen Lilienthalstraße – die „Königliche Munitionsfabrik“ mit Hilfe von Kriegsgefangenen errichtet. Nach 1918 gab es zahlreiche Nutzer auf dem Fabrikgelände, u. a. die Gerhard-Fieseler-Werke mit ihrem Flugzeugbau ab 1933 und die Firma Junkers mit der Produktion von Flugzeugmotoren in den1940er Jahren. Die „Spinnfaser AG“ (später „Enka Glanzstoff AG“) stellte dort ab 1935 Zellwolle her. Im Zuge der Industrialisierung entstanden im Gebiet zwischen Söhrebahn und Wahlebach mehrere Siedlungen für Arbeiter.

Tipp: Broschüre „Vom Kasseler Forst zum Kasseler Stadtteil Forstfeld“

Der Autor und Verleger Falk Urlen fasst in der Broschüre die Forstfelder Geschichte bis zum Jahr 2007 zusammen. Sie ist als Download unter abrufbar: www.erinnerungen-im-netz.de > Vom Kasseler Forst zum Kasseler Stadtteil Forstfeld

Fieseler-Siedlung, heute Forstfeldsiedlung

Mit dem Bau der Fieseler-Siedlung wurde 1935 zwischen dem Forstbachweg und der heutigen Stegerwaldstraße begonnen. Die Werkswohnungen konnten z. T. nach einer „Bewährungszeit“ von den Eigentümern erworben werden. Pflicht war Gartenbau und Kleintierhaltung zur Selbstversorgung.

Erlenfeldsiedlung

An der Grenze zu Lohfelden entstand Anfang der 1930er Jahre mit Hilfe eines Siedlungsprogramms die Erlenfeldsiedlung. Die Häuser an der Ochshäuser Straße wurden auf Erbpachtland von rund 100 arbeitslosen, kinderreichen Familien in Eigenhilfe erbaut.

Lindenberg

Die Siedlung am Lindenberg folgte 1934 mit 50 Häusern. 1958 entstand die Siedlung Lindenberg II mit 58 Siedlerstellen.
Die heutige Seniorenwohnanlage am Lindenberg wurde 1915 als Erholungsheim geplant, jedoch erst 1916 als Militärlazarett vollendet. Die Nutzung des Gebäudes hat sich im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Heute stehen Wohnen und Pflege im Mittelpunkt.

Kupferhammerstraße

1922 erwarb der Unternehmer Ernst Krell eine stillgelegte Farbenfabrik auf dem Lindenberg und eröffnete eine Molkerei, die bis 2004 existierte. Heute befinden sich moderne Reihenhäuser auf dem Gelände der ehemaligen „Privatmolkerei Lindenberg Kassel“.

Forstbachweg und Heinrich-Steul-Siedlung

Entlang des Forstbachwegs entstanden während des Zweiten Weltkriegs Behelfswohnungen und Barackenlager. Die Firma Junkers baute für ihre Mitarbeiter Stein­baracken, die aber bald für Zwangsarbeiter genutzt wurden. Nach dem Krieg kamen hier ca. 1.000 aus den baltischen Ländern in Deutschland gestrandete Menschen unter. Anfang der 1950er Jahre bezogen Kasseler Bürger die damals begehrten Wohnungen. Ab Ende der 1950er Jahre beherbergte die Stadt hier kinderreiche Obdachlose, ­bis das Lager in den 1970er Jahren abgerissen wurde. Auf dem Gelände entstand die Heinrich-Steul-Siedlung – das „Weiße Schloss“ – mit 421 Wohnungen.

Städtische Siedlung und Siedlung in der Steinigkstraße

Im Jahr 1916 wurden in der heutigen Steinigkstraße (ehemals General-Emmich-Straße) die ersten Wohnungen für die Arbeiter der „Königlichen Munitionsfabrik“ gebaut. Die Anlage war als „Gartenstadt Forstfeld bei Cassel“ geplant, doch die komplette Umsetzung wurde durch den Kriegsausgang verhindert.
Ab 1938 wurde nördlich der Ochshäuser Straße der Bau der sogenannten Städtischen Siedlung mit zunächst 462 „Volks­wohnungen“ begonnen. Für viele Bewohner der engen Kasseler Altstadt waren die einfachen Wohnungen eine Verbesserung. Die Siedlung wurde in den folgenden Jahren stetig erweitert.
Ab den 1990er Jahren wurde die Siedlung saniert, Wohnungen zu größeren zusammengelegt und Balkone angebaut.

Gastronomie (Auswahl):
  • Grill 30, Ochshäuser Str. 30, 34123 Kassel, Telefon 0561 3165678
  • Eisdiele Sharell De L‘ amour, Ochshäuser Str. 34, 34123 Kassel Telefon 0176 45933964

Stadtteil Bettenhausen

Das 1145 erstmals urkundlich erwähnte Bettenhausen lag verkehrsgünstig an der Leipziger Straße, einem alten ­Handelsweg nach Thüringen, und an der Losse, mit deren Wasserkraft die ersten Mühlen ab Ende des 14. Jahrhunderts angetrieben wurden. Dieses Mühlengewerbe begünstigte die Entwicklung von handwerklicher Produktion bis zu den späteren industriellen Betrieben. Um 1750 gab es in Bettenhausen etwa 80 Haushalte, die ­größtenteils von der Landwirtschaft lebten. Das änderte sich rasant, weil die Ansiedlung privater Industriebetriebe ­gefördert wurde, insbesondere die von Textilunternehmen. Um 1905 existierten 31 Fabriken, in denen rund 1.600 Menschen arbeiteten. Die Einwohnerzahl war auf 4259 gestiegen. Dadurch war ein Anschluss an die Kasseler Kanalisation geboten. Das war der Hauptgrund für die Eingemeindung nach Kassel im Jahr 1906.

Tipp: Mühlenwanderweg

Der Geschichtskreis „Bettenhausen früher und heute“ hat einen Mühlenwanderweg mit Informationstafeln ­konzipiert. Folgt man dem Lauf der Losse, kommt man an vielen ehemaligen Mühlenstandorten vorbei. www.erinnerungen-im-netz.de > Infotafeln entlang der Losse

Industriedenkmal Messinghof

Den Messinghof ließ Landgraf Carl 1679/80 an Stelle der älteren „Forstmühle“ erbauen, um in Hessen gewonnenes Kupfer zu Kesseln, Schalen, Glocken und Draht zu verarbeiten. Zwischen 1714 und 1717 entstanden hier die Kupfer­platten für die Herkulesstatue im Bergpark Wilhelmshöhe. 1869 wurde der Messinghof privatisiert. Er war in verschiedenen Funktionen noch bis 1975 in Betrieb. Heute ist das älteste Industriedenkmal Nordhessens saniert und kann für Tagungen oder Veranstaltungen gemietet werden.

Eichwald

Der Eichwald diente in früheren Zeiten den Landgrafen als Jagdrevier. Landgraf Wilhelm VIII ließ um 1740 noch heute sicht­bare Eichen-Alleen pflanzen und eine Fasanerie einrichten. Heute ist der Eichwald eine grüne Lunge für die Bettenhäuser Bevölkerung.

Gartenstadt Eichwald

Die Spinnfaser AG warb Mitte der 1930er Jahre Arbeiter aus der Wormser Gegend in Rheinland-Pfalz an. Ihnen wurden Grundstücke an der Bunten Berna für den Bau einer Siedlung zur Verfügung gestellt. Die ersten Häuser bauten die Wormser 1937 in der Nienhagener / Escheröder Straße. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand mit der Siedlung „Gartenstadt Eichwald“ ein reines Wohngebiet.

Friedhöfe

Im Laufe von rund 600 Jahren ist der Bettenhäuser Friedhof zweimal verlegt worden. Zuerst befand er sich auf dem Kirchhof der Marienkirche, dann an der Leipziger Straße. Heute liegt er am Rande des Eichwaldes. Gegenüber befindet sich seit dem 30jährigen Krieg (1618 bis 1648) der jetzt noch bestehende jüdische Friedhof für die Gemeinden von Kassel, Bettenhausen, Kaufungen, Heiligenrode und Waldau. Nach 1945 errichteten Überlebende aus Konzentrationslagern ein Mahnmal zur Erinnerung an die in der NS-Zeit umgekommenen Juden. Zusätzlich ließ die Stadt Kassel eine Gedenkstätte erbauen.

Der Inselweg in Bettenhausen

Neben dem Inselweg verlief früher der Mühlgraben, der für die Mühlen im Dorf angelegt worden war. Zwischen Losse und Mühlengraben entstand so eine „Insel“, auf die man über Brücken und Stege gelangte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Mühlgraben mit Trümmern und Schutt verfüllt.

Die Ev. Marienkirche

Schon 1318 existierte ein Kirchengebäude in Bettenhausen. Ein Neubau erfolgte 1792 auf den alten Fundamenten. 1944 wurde die Kirche durch Bomben zerstört, nur der Turm blieb stehen. Die jetzige Marienkirche wurde 1954 eingeweiht.

Dorfplatz

Die sanierten Stein- und Fachwerkhäuser um den 2008 neu gestalteten Dorfplatz erinnern noch heute an das einstige Ackerdörfchen. Bänke unter Bäumen und Zugänge zu Tritt­steinen in der Losse laden hier zu einer Rast ein.

Losseschule (ehemals Bürgerschulen 25 und 26)

Das Schulgebäude an der Eichwaldstraße wurde 1905 gebaut, das an der Osterholzstraße 1913. Außer zu schulischen Zwecken dienten sie im Ersten Weltkrieg als Lazarett. Im Zweiten Weltkrieg wurden Zwangsarbeiter in den Räumen unter­gebracht. Nach dem Krieg wurden die beschädigten Gebäude wieder aufgebaut. Heute beherbergen sie eine Grundschule.

Salzmann & Comp.

Auf den im Norden liegenden Feldern siedelten sich immer mehr Industriebetriebe an. Die 1876 gegründete Textilfabrik Salzmann & Comp. war eine der größten. Sie bezog 1890/91 ein Fabrikgelände für Weberei, Färberei und Imprägnieranstalt an der Sandershäuser Straße. Die Fabrik wurde mehrmals erweitert. Der Bedarf an Textilien für Industrie, Schifffahrt, Eisenbahn und Militär stieg während des Ersten und Zweiten Weltkriegs an. In Friedenszeiten wurde bis zur Schließung 1971 für die zivile Nachfrage produziert.

SMA

An Stelle der alteingesessenen sind neue, teils sehr innovative Unternehmen entstanden. Die auf erneuerbare Energien ­­setzende, 1981 gegründete Firma SMA ist hierfür ein Beispiel. Sie ist ein weltweit führender Hersteller von Photovoltaik- Systemtechnik, u. a. von Wechselrichtern.

Gartenstadt Salzmannshausen

Der Unternehmer Heinrich Salzmann zeichnete sich durch soziales Engagement aus. Er erwarb 1899 das ehemalige Landeskrankenhaus „Charité“ an der Leipziger Straße, um Wohnungen für seine Arbeiter und Angestellten zu schaffen. Durch die betriebliche Expansion wurden immer mehr Menschen beschäftigt. Für sie entstand ab 1910 die benachbarte Gartenstadt ­Salzmannshausen mit Ein- und Zweifamilienhäusern.

Gastronomie (Auswahl):

  • Eichwaldstuben, Helsaer Str. 54, 34123 Kassel, Telefon 0561 70151630, www.facebook.com > eichwaldstuben
  • Taverne Kreta, Sommerbergstraße 14, 34123 Kassel, Telefon 0561 70599728, www.kreta-kassel.business.site
  • Am Leipziger Platz:
    Fachwerk Restaurant
    , Leipziger Str. 162, 34123 Kassel, Telefon 0561 95335395, www.fachwerk-restaurant.eu
  • Thai Imbiss Isarn, Osterholzstraße 8, 34123 Kassel, Telefon 0561 8907477, www.thai-imbiss-kassel.de
  • Eiscafé Dolomiti, Leipziger Str. 171, 34123 Kassel, Telefon 0561 54214
  • Foster’s Garden (Steak-Haus), Eichwaldstraße 50, 34123 Kassel, Telefon 0561 55277, www.fosters-garden.de
  • Tipp in der Sandershäuser Straße:
    Sandershaus (Bar – Restaurant – Wohnzimmer)
    , Sandershäuser Str. 79, 34123 Kassel, Telefon 0561 49198466, ww.sandershaus.de

Fotonachweise: alle Fotos © Birgit Mietzner außer Luftaufnahme Waldau © HNA-Archiv